Montag, 6. April 2009

EIN HALBES JAHR IST VORBEI --> Reflexion

... endlich ist die Hälfte geschafft (auch wenn mir das letzte halbe Jahr eher wie gefühlte zwei Jahre vorkamen...)
... ein perfekter Zeitpunkt die letzten sechs Monate zu reflektieren...
Ich weiß nicht mehr genau, mit welchen Erwartungen ich in die USA gekommen bin, deswegen kann ich auch nur schwer sagen, ob sie erfüllt wurden. Tatsache ist: ich habe es mir anders vorgestellt!!! Ich war jetzt nicht so naiv und dachte, dass das alles kinderleicht wird, aber ich merke, dass ich definitv Probleme habe, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie ein Problem werden können.

Ich werde mal so ein bisschen meine Erfahrungen zu verschiedenen Punkten reflektieren.

Familie: Grundsätzlich gesehen ist meine Gastfamilie sehr nett. Ich mag meine Kinder und ich versteh mich super mit Diane. Und auch wenn meine Familie sich sehr bemüht, es ist unmöglich sich als ein Familienmitglied zu fühlen, denn es wird einem jeden Tag vor Augen geführt, dass es eben nicht so ist. Ich bin und bleibe eine "Angestellte". Auf die Dauer ist es ziemlich anstrengend, niemanden zu haben, der einem zuhört oder überhaupt sich einfach mal so zu fühlen, als würde man dazugehören. Denn ich tue es nicht.
Familienleben: Das Familienleben enttäuscht mich ein wenig, denn eigentlich ist es keins. Wir sitzen nie zusammen an einem Tisch um zu essen (außer wenn wir im Restaurant sind); die Kinder essen vor ihrem Fernseher, Diane ist vor dem Fernseher im Wohnzimmer, und ich setz mich entweder zu Diane oder sitz alleine am Tisch. Die Kinder lieben ihre Mama zwar sehr, behandeln sie aber eher wie eine Sklavin und auch wenn Diane sagt, dass sie ihre Kinder liebt, verbringt sie die wenige Zeit die sie hat, meistens nicht mit ihnen.
Arbeiten: Arbeiten mit Kindern macht mir eigentlich Spaß, aber es geht einem auch sehr schnell auf die Nerven, wenn es rund um die Uhr ist. Es ist jeden Tag dasselbe, man hat fast keien Freizeit oder Urlaub, und wenn man doch mal frei hat sollte man das Haus fluchartig verlassen, denn sonst arbeitet man doch. Seitdem ich fast "aufgegeben" hab, die Kinder zu "erziehen" (wobei erziehen ziemlich relativ ist, denn eigentlich habe ich nur Sachen von ihnen verlangt, die meiner Meinung nach selbstverständlich sind (zB. Hände waschen nach dem man auf dem Klo war... aber scheinbar hat ihnen das niemand beigebracht)), ärger ich mich auch nicht mehr so viel. Mir kanns ja egal sein, ob sie sich ihn einem Jahr immer noch so benehmen oder immer noch ins Bett machen ;).
Tiere: Ich liebe unsere Tiere (sogar Sam, obwohl der mir eigentlich nur auf die Nerven geht, mit seinem ständigen Gebelle)). Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne gehen soll. Wäre unsere Tiere nicht, wär ich schon lange wahnsinnig vor Einsamkeit geworden. Ich bin sehr froh, dass Sam da ist und das Haus "beschützt", da ich ja ganz oft das ganze Wochenende alleine zu Hause bin und ich bin total vernarrt in Chloe und Ike (Katzen). Die beiden kommen jede Nacht in mein Zimmer getappst und kuscheln sich zu mir ins Bett. Ich war ja nie ein großer Katzenfan, aber inzwischen hab ich gemerkt, dass Katzen die coolsten Haustiere aller Zeiten sind :).
Brookfield/Connecticut: Ich mag Connecticut (sogar sehr), denn es ist einfach wahnsinnig schön hier. Brookfield ist auch ganz schick, aber halt leider ein ziemliches Kaff. Und so schön es hier auch ist, ich vermisse das "Großstadtleben", denn man kann hier einfach nix machen, außer shoppen, Kaffee trinken und ins Kino gehen (und dafür braucht man Geld). Daraus folgt, dass ich meistens gelangweilt zu Hause sitze und Fernsehn gucke oder lese.
Essen: Schwieriges Thema. Auf der einen Seite ist das Essen ziemlich cool. Es gibt sooo tolle Restaurants (wie Applebees, Wendys oder Osaka) und den tollsten Supermarkt aller Zeiten (Stew Leonards) und es gibt tolle Süßigkeiten, die ich in Deutschland sehr vermissen werd. Auf der anderen Seite HASSE ICH DAS ESSEN - denn alles ist fertig und muss nur in die Mikrowelle geschoben werden, oder wir holen uns Essen von McDonalds und nix hat Geschmack. Teilweise führt das bei mir dazu, dass ich phasenweise fast gar nix mehr esse, weil essen einfach sinnlos und nervig ist und ich keine Lust drauf hab (ich hätte nie gedacht, dass das mal passiert). Ich freu mich sooo sehr auf das Essen in Deutschland (ganz besonders auf Spinatlasagne und überhaupt Mamas leckeres Essen ;)), dass dann endlich mal wieder selbstgemacht ist.
USA: Die USA ist toll!!!!! Ich mag das Land sooo sehr, und ich weiß, dass ich immer wieder zurückkommen will und muss :). Rein von Land und Leuten her gesehen, könnte ich mir auch gut vorstellen hier für immer zu leben (sogar sehr gut), aber ich glaube ich würde den einen oder anderen dafür zu sehr vermissen^^. Obwohl ich leider noch nie dort war, begeistere ich mich seit einiger Zeit total für die Südstaaten (Alabama, Tennessee, New Orleans, Memphis, Nashville etc.). Denn mal abgesehen davon, dass die dort den allergeilsten Akzent aller Zeiten haben, ist es dort bestimmt auch sehr schön.
New York: Ein Traum die Stadt - ich fühl mich sooo wohl in dieser Stadt, um im Gegensatz zu den meisten Au Pairs könnte ich mir auch seeeeeehr gut vorstellen dort zu wohnen :).

Mein Halbjähriges ist in jeder Hinsicht ein "Turning point" (ich hab vergessen wie das deutsche Wort heißt^^, ich hoffe mal ihr versteht mich...): Ich freue mich sooo sehr wieder nach Hause zu fliegen, ich kann fast an nichts anderes mehr denken. Susi und ich reden die ganze Zeit nur davon, wie schön es wird und stellen uns vor, was wir alles als erstes machen und überhaupt. Ich zähle die Tage, ich freu mich jedes mal,wenn ich schlafen geh, weil ich dann weiß, dass wieder ein Tag vorbei ist (manchmal freu ich mich sogar, wenn eine weitere Stunde vergangen ist^^) - mein Flug nach Hause ist wirklich der absolute Lichtblick am Himmel. Ein Jahr ist definitv zu lang; 6 oder 9 Monate hätten auch gereicht, aber das geht ja leider bei Au Pair in America nicht. Manchmal träum ich sogar davon, dass der Tag schon da ist und ich bin wieder in Deutschland und stell dann fest, ich hab meine ganzen Klamotten oder so hier vergessen^^.

Tatsache ist: ich kann es nicht erwarten. Mir geht mein Au Pair dasein so auf die Nerven, ich will endlich mal wieder ich selbst sein, und nicht 24 Stunden am Tag versuchen, perfekt zu sein, ich will wieder lachen und weggehen und Freunde treffen und endlich wieder leben.

Diane und ich hatten vorgestern ein Gespräch, so zum Halbjährigen, und sie hat halt gefragt, was ich denn denke, was verbessert werden könnte. Ich hab ihr eben gesagt, dass mich es ziemlich nervt und stört, dass Diane irgendwelche Verbote oder Regeln ansetzt und die dann nach kurzer Zeit wieder abbricht, und ich steh dann als die Doofe da, weil ich Nein gesagt hab (weil ich mich an Dianes Regeln halte), und sie sagt dann ja und die Kinder merken, dass es eben nicht wichtig ist, wenn ich Nein sage. Außerdem hab ich gesagt, dass es schön wäre, wenn die Kinder wenigstens frühstück essen am Tisch, ohne Fernsehen, und siehe da: NEUE REGEL (die hoffentlich bleibt) - die Kinder nehmen alle Mahlzeiten am Tisch ein und der Fernseher ist AUS *yeaaaah*. Außerdem hat Diane gesagt, sie versucht bei ihren Regeln zu bleiben, und wenn sie welche ändert, dann spricht sie das vorher mit mir. Naja, außerdem haben wir beschlossen, dass ich noch mehr Verantwortung im Haushalt übernehme, da Diane zu viel arbeitet und dann auch noch so viel mit Rod macht, und deswegen nicht so viel Zeit hat. Naja, damit kann ich leben - sind ja nur noch ein paar Monate.


Passend dafür, dass sechs Monate vorbei sind, geht es in zwei Tagen noch Florida :). Meine Vorfreude ist ein bisschen abgesunken, denn ich stell es mir sehr anstrengend vor, die ganzen 16 Tage mit der Family rumzuhängen - wenn das mal gut geht. Naja, aber Florida ist bestimmt total geil - Sonnnneeeeeeeeee... Naja, wir sind alle momentan sehr beschäftigt mit Packen und Wäsche waschen und überhaupt.

So, ich geh jetzt erstmal schlafen.

Ich wünsch euch einen schönen Start in die Woche - für Antworten und Feedback auf den Eintrag bin ich immer dankbar ;).

Die Jule

PS: Achja, ignoriert nicht meine schicken Fotos + Video, die ich von der Shoppingtour und dem Centralpark besuch gemacht hab --> einfach runterscrollen^^. *bye*

1 Kommentar:

susi hat gesagt…

ich muss sagen du sprichst mir mit deinem blog aus der seele :-) es ist zwar schon alles toll hier und ich mag meine familie ja auch sehr aber nix desto trotz geht mir das au pair sein auch tierig auf die nerven. Aber du weisst ja das geht uns alles so :-)
Und ich hoffe das ich ja trotzdem ab und an irgendwie dazu beitragen kann das dein leben hier nicht ganz so grauenhaft ist ;-) hihi
werd dich die naechsten 16 tage vermissen!
hdgdl deine Susi