Sonntag, 25. Januar 2009

"111 Tage" oder "Warum Deutschland nur aus Bayern besteht"

Und wieder mal meldet sich ihre liebenswerte Reporterin aus dem wunderschönen und momentan sogar sonnigen Connecticut. Die momentane Lage: es ist nicht besonders kalt, es schneit nicht, die Sonne strahlt und das Haus wird von dem wundervollem chemischen Reinigungsmittelduft der Putzfrauen erfüllt. Alles im grünen Bereich sozusagen.

Wer es dank des Titels noch nicht mitgekriegt hat: ich bin heute genau 111 Tage in den USA. Klingt irgendwie ziemlich viel, aber eigentlich ist es das ja noch gar nicht, vor allem wenn man bedenkt, dass ich 100 Tage ganz einsam und alleine und nur 11 Tage mit Felix verbracht hab (wieso kann das nicht andersrum sein??? *schnief*)

Die letzten Tage waren so ziemlich das schlimmste auf und ab, was ich bis jetzt hier erlebt hab - Himmelhochjauchzend, zutodebetrübt passt da ganz gut, denn ich habe es wirklich von einer Sekunde zur anderen vom Lachkrampf zum in-Tränenausbrechen geschafft, so dass ich zwischenzeitlich dachte, dass es nun so weit ist und ich endgültig den Verstand erlebe, aber inzwischen geht es mir eigentlich sogar relativ gut, was vermutlich auch am tollen Ablenkungsprogramm von Susi liegt (*danke*): Gestern waren wir erst shoppen, dann deutsch essen (dazu später mehr) und dann haben wir abends noch "Another Cinderella Story" mit Popcorn geguckt, so dass ich gar nicht soviel Zeit zum nachdenken, traurig sein, Schatz-vermissen etc. hab, nur abends halt manchmal.


Ja, um nochmal zum deutschen Essen zu kommen: In Bethel (ca. 15 min mit dem Auto entfernt) gibt es ein deutsches Restaurant, welches wir eben gestern abend mal testen wollten. Resultat: Das Rotkraut schmeckt nicht wirklich nach Rotkraut, sie machen ihre Spätzle mit Cheddar (dens ja in Deutschland nicht so wirklich gibt), das Schnitzel hätte etwas schnitzliger sein können und die gute Bedienung hat es nach inzwischen vier Jahren, in denen sie hier lebt, noch nicht geschafft anständig Englisch zu lernen - der schlimmste deutsche Akzent, den ich je gehört habe. Aber mit uns hat sie ja sowieso Deutsch geredet. Komisches Gefühl auf einmal wieder mit fremden Menschen Deutsch zu reden - das Englisch ist halt irgendwie inzwischen total drin.
Susi hat also gestern seit fast fünf Monaten ihr erstes Bier getrunken (Bitburger - ein Stückchen Heimat für sie) und laut ihr ist es ein tolles Gefühl :). Aber ich armes kleines unvolljähriges Mädchen darf ja nix trinken *grummel* *beleidigtguck*. Dafür saß ich neben einem Radeberger-Emailleschild und da fühlt man sich ja fast wie zu Hause, auch wenn es in dem restaurant eher wie im tiefsten Bayern aussieht - dunkle Holzwände, rot-weißkarierte Gardinen und der dezente Duft von Sauerkraut und Bratwurst *würg*. Die Getränke werden alle (!) in Biergläsern und mit Strohhalm (jedenfalls für meine Cola) serviert und da den Amis die Kartoffelpuffer mit Apfelmus vermutlich noch zu unsüß ist, wird da eben auch noch Puderzucker und Schlagsahne draufgehaun. Naja, ich bin froh, dass in Wirklichkeit Deutschland nicht aus ganz Bayern besteht (sonst wär ich schon lange ausgewandert), aber dieses Bild steckt eben in den Köpfen der Amis: Oktoberfest, Lederhosen, Sauerkraut und Volksmusik.
Nunja, es war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung.


Ihre liebenswerte Reporterin wendet sich jetzt erstmal anderen Dingen zu, vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit und bis zum nächsten mal. Auf Wiedersehn.

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